Gemeinsam gegen den Ärztemangel

Hofer Praxisnetz, Praxisnetz Hochfranken, Technische Universität München und Sana Klinikum Hof etablieren Weiterbildungsverbund: Attraktives Qualifizierungskonzept für Jungmediziner

Deutschlandweit fehlen vor allem im ländlichen Raum die Hausärzte. Ein Mittel gegen diese Entwicklung sind Weiterbildungsverbünde. In Hof startete nun ein solcher als Kooperationsprojekt des Hofer Praxisnetzes e. V., der Unternehmung Gesundheit Hochfranken (UGHO), des Instituts für Allgemeinmedizin der Technischen Universität München und des Sana Klinikums Hof.

Der Vorteil der Kooperation liegt auf der Hand: Krankenhaus und Hausärzte mit Weiterbildungsermächtigung stellen, unterstützt vom Institut für Allgemeinmedizin, gemeinsam einen koordinierten Ausbildungsablauf und die Rotation der Weiterbildungsassistenten sicher. Dies ist eine erhebliche Verbesserung für die angehenden Hausärzte. Bisher stellte die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin ein berufliches Abenteuer dar. Mussten die Mediziner doch die Ausbildungsstellen mehrfach wechseln (Innere Medizin, Chirurgie, Wahlfach, Hausarztpraxis), was mit Umzügen und auch Arbeitslosigkeit einhergehen konnte.

Hof profitiert gleich zweifach davon. Ohne Ärzte-Nachwuchs rechnet der erste Vorsitzende des Hofer Praxisnetzes, Dr. Winfried Sachs, in den nächsten zehn Jahren mit einer Halbierung der Hausärzte vor Ort. Gleichzeitig krankt Hof an einem schlechten Image. „Dabei gibt es viele positive Standortfaktoren“, führt Dr. Maximilian Dietrich aus. „Dazu zählen die verkehrsgünstige Lage, die Lebenshaltung und das umfassende Kultur- und Freizeitangebot.“ Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird gefördert. „Und wer Hof erst einmal kennengelernt hat, möchte meist gar nicht mehr weg“, ergänzt Sachs schmunzelnd.

Durch die Zusammenarbeit in den Netzwerken kennen Sachs und Dietrich die Praxen und ihre Ausstattung sehr gut. Als Obmann sind sie jeweils für die Sicherstellung des geforderten Qualitätslevels verantwortlich. „Auch mit dem Sana Klinikum Hof haben wir im Rahmen des Umzug unserer KV-Bereitschaftsdienstpraxis in das Krankenhaus positive Erfahrungen gesammelt. So ist nun viel Vertrauen da, um dieses Projekt gemeinsam anzugehen“, berichtet Sachs. Für uns als Krankenhaus ist es sehr wichtig, dass der Weiterbildungsverbund durch die Beteiligung der Praxisnetze stark im niedergelassenen Bereich verankert ist. „Aber auch wir profitieren davon: unser Krankenhaus wird durch dieses neue Qualifikationsangebot noch attraktiver für den Ärztenachwuchs.“ Und die gemeinsamen Arbeitsjahre wirken positiv auf die spätere Zusammenarbeit“, erläutert Prof. Dr. Matthias Schürmann. Die Kooperationspartner sind sich einig: der Weiterbildungsverbund bietet viele Vorteile für Mitglieder, Nachwuchsmediziner und Patienten.

Der Hofer Weiterbildungsverbund ist einer von insgesamt sieben, die das Institut für Allgemeinmedizin am Klinikum rechts der Isar seit 2010 bayernweit startete. Bereits heute gehören diese sieben bayerischen Verbünde in Hof, Dillingen, Ebersberg, Freising, Landshut, Pegnitz und Rottal am Inn zu den erfolgreichsten bundesweit: 22 Ärztinnen und Ärzte bilden sich hier zurzeit zu Fachärzten für Allgemeinmedizin weiter. Institutsdirektor Prof. Antonius Schneider freut sich über den Erfolg: „Das Konzept scheint aufzugehen. Wir sind froh, dass wir einen ersten Schritt in die Richtung machen konnten, dem Hausärztemangel entgegenzuwirken.“

Das Institut für Allgemeinmedizin unterstützt nicht nur organisatorisch, sondern leistet auch einen ganz konkreten Beitrag bei der Ausbildung von Hausärzten. In Seminaren werden die Weiterbildungsassistenten auf ihre hausärztliche Tätigkeit vorbereitet: Die Dozenten vertiefen einerseits medizinische Inhalte, behandeln aber auch psychosoziale Aspekte und das Management einer Hausarztpraxis. Unter anderem können die Teilnehmer hierdurch berufsbegleitend die Zusatzqualifikation „Psychosomatische Grundversorgung“ erwerben. Für die Seminare werden die Weiterbildungsassistenten von den Krankenhäusern und Praxen zwölf Tage im Jahr freigestellt. Das erste Seminar kam sowohl bei den Teilnehmern als auch bei den Dozenten gut an: Der neue Präsident der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Dr. Wolfgang Krombholz, ermutigte die Teilnehmer in seinem Seminarblock zur Niederlassung in einer kassenärztlichen Praxis. Und die angehenden Allgemeinmediziner fühlten sich in ihrem Wunsch, Hausarzt zu werden, bestätigt: „Die größte Motivation ist, dass man durch die Strukturierung der Weiterbildung nicht mehr alleine und isoliert vor sich hin arbeiten muss.“ Nähere Informationen erhalten Sie unter: http://www.hausarzt-in-bayern.de.